Articles | Volume 12, issue 1
https://doi.org/10.3285/eg.12.1.10
https://doi.org/10.3285/eg.12.1.10
15 Jan 1962
 | 15 Jan 1962

Über die Größe der pleistozänen Pferde der Caballus-Gruppe in Europa und Nordasien

O. Sickenberg

Abstract. Neben Schädel- und Zahnbau ist die Körpergröße und die Proportionierung des metapodialen Gliedmaßenabschnittes ein sehr wichtiges Merkmal. Für beide werden Beziehungen zu bestimmten Temperaturverhältnissen des jeweiligen Lebensraumes und zu dessen landschaftlichen Charakter wahrscheinlich gemacht. Ihre Ermittlung vermag auch wertvolle Hinweise in taxionomischen und stammesgeschichtlichen Fragen zu geben, als Merkmale allein genommen können sie aber nicht als Grundlage einer taxionomischen Ordnung dienen, da Angehörige verschiedener Formenkreise annähernd gleiche Körpergröße und -proportionierung zeigen. Im Gegensatz zu den Eseln, Halbeseln, Zebras, aber auch zum Przewalski-Pferd und wahrscheinlich auch zu den Pferden des Equus sanmeniensis — Formenkreises sind sämtliche pleistozänen Pferde der Untergattung Caballus in der eurosibirischen Region unabhängig von der Körpergröße „schwer" gebaut, d. h. sie besitzen kurze, verhältnismäßig plumpe Metapodien. Sie waren Wald-, Bergland oder Tundrabewohner und nicht in trockenwarmen oder -kalten, ebenen Steppengebieten beheimatet. Das gleiche dürfte auch für die altquartären Pferde des „Allohippus"-Formenkreises anzunehmen sein. Eine Gruppierung nach drei Größenkategorien kann vorgenommen werden (Groß-, Mittel- und Kleinpferde). Groß- und Kleinpferde gehören möglicherweise jeweils zu einer taxionomischen Einheit, die Mittelpferde sind dagegen ein Formengemenge. Zumindest von der Holstein-Warmzeit an erscheinen in Mittel- und Osteuropa, sowie in Nordasien große Pferde in den Tiergesellschaften der wärmeren Phasen, das Auftreten von Klein- und Kleinstpferden steht im Zusammenhang mit dem Vorherrschen ungünstiger Klimabedingungen.

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