Articles | Volume 59, issue 1/2
https://doi.org/10.3285/eg.59.1-2.01
https://doi.org/10.3285/eg.59.1-2.01
24 Jan 2011
 | 24 Jan 2011

Relative sea-level development and isostasy along the NE German Baltic Sea coast during the past 9 ka.

Reinhard Lampe, Elisabeth Endtmann, Wolfgang Janke, and Hinrich Meyer

Abstract. Jüngere Pegeldaten aus dem nordostdeutschen Ostsee-Küstenraum legen nahe, dass die eustatische Komponente der gegenwärtigen Meeresspiegeländerung überlagert wird durch eine räumlich differenzierte nicht-eustatische, insbesondere glazial- isostatisch, Komponente. Um zu untersuchen, in welchem Maße die frühere Meeresspiegelentwicklung durch diese beiden Komponenten beeinflusst wurde, wurde versucht, diese so weit zurück zu verfolgen, wie dies die Mächtigkeit der marinen Küstensedimentfolgen erlaubte.

Drei neue relative Meeresspiegelkurven wurden abgeleitet, wovon zwei hier zum ersten Mal präsentiert werden. Die Kurven basieren auf zahlreichen AMS-Radiokohlenstoff-Datierungen von Meeresspiegel-Indexpunkten wie Basistorfen, archäologischen Unterwasserfunden und Torfprofilen aus Küstenüberflutungsmooren. Obwohl der Indikationswert der Proben aus den Küstenmooren wegen deren möglicher Kompaktion fraglich ist, konnten zuverlässige Angaben durch den Abgleich von Daten aus unterschiedlichen Ablagerungsräumen gewonnen werden. Die drei abgeleiteten Meeresspiegelkurven überdecken den Zeitraum von 6000 bis 7000 v. Chr. bis zur Gegenwart und divergieren gleichmäßig mit zunehmendem Alter. Ein Uferlinienverschiebungsdiagramm zeigt, dass tektonische Ereignisse dieses räumliche Bewegungsmuster nicht signifikant beeinflusst haben.

Für die Bestimmung der isostatischen Komponente wurden die Meeresspiegelkurven verglichen mit einer von Denys/Baeteman (1995) publizierten Kurve für die belgische Küste, die als tektonisch und isostatisch stabiler gilt. Der Verlauf dieser Kurve wird daher hauptsächlich von der eustatischen Komponente bestimmt. Der Vergleich legt nahe, dass der SW-Abschnitt der deutschen Ostseeküste gegenwärtig eine leichte Submergenz aufweist, möglicherweise infolge eines sich rückbildenden, glazial bedingten Randwulstes. Im zentralen Abschnitt ist die isostatische Bewegung vor wenigen Tausend Jahren ausgeklungen, im nördlichen Abschnitt hält sie dagegen immer noch an. Hier beträgt die maximale Hebung während der letzten 9000 Jahre etwa 6 m relativ zur belgischen Küste.

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