Reconsidering the current stratigraphy of the Alpine Lateglacial: Implications of the sedimentary and morphological record of the Lienz area (Tyrol/Austria)
Abstract. Die morphologischen und sedimentären Belege aus dem Raum Lienz liefern starke Argumente gegen die bisher angewandte, fünfgliedrige Stratigraphie des Alpinen Spätglazials (ALG; ca 19–11.7 ka), dem Zeitraum nach dem Würm-Hochglazial (= Alpines Letztes Glaziales Maximum; AlpLGM). Die Resultate einer flächendeckenden geologischen Kartierung (inklusive Erfassung von Massenbewegungen) unterstützt durch geochronologische Methoden sowie Pollenanalysen zeigen, dass sich die ALG-Abfolgen in der Schobergruppe und den Lienzer Dolomiten jeweils in vier „unconformity-bounded units“ im Sinne der Allostratigraphie untergliedern lassen. Diese belegen drei klimato-stratgraphisch korrelierbare Phasen. Deltasedimente und Grund- bzw. Seitenmoränen von Lokalgletschern dokumentieren die Eiszerfallsphase unmittelbar nach dem AlpLGM. Nach der Eiszerfallsphase und vor dem Bölling/Alleröd (B/A)-Interstadial gibt es nur eine markante Phase der Gletscherstabilisierung, die mit dem Gschnitz-Stadial korreliert wird. Multiple Endmoränenwälle belegen aktive Gletscherzungen in der Jüngeren Dryas während des Egesen Stadials. Eine zuvor dem Daun-Stadial (prä-B/A-Interstadial) aufgrund von Schneegrenzdepressionswerten (∆ELA) zugeordneter Gletscherstand wurde mit 10Be auf 12.8 ± 0.6 ka datiert und entspricht dem Egesen-Maximum. Damit kann gezeigt werden, dass die bisherige Praxis ∆ELA-Werte zur stratigrafischen Korrelation über größere Räume zu benutzen nicht nur untauglich ist, sondern letztlich zu Fehlschlüssen hinsichtlich Paläoklima führt. ∆ELA-Werte werden nach wie vor als ein nützliches Werkzeug für Korrelationen im lokalen Maßstab betrachtet, so beispielsweise innerhalb einer Gebirgsgruppe mit vergleichsweise ähnlicher Topographie und Lithologie sowie unter Berücksichtigung von Einschränkungen wie z.B. dem Einfluss einer ehemaligen Schuttbedeckung. Jedenfalls zeigen unsere Resultate, dass eine stratigrafische Korrelation mittels ΔELA-Werten quer über die Alpen kein erfolgreicher Ansatz ist, der zu einer Verzerrung der Resultate und schließlich zu Zirkelschlüssen führt.