Ein neues Modell des würmzeitlichen Inn-Chiemseegletschers: Überschiebungen des Inngletschers über den Tiroler Achengletscher bis in die Bereiche des heutigen Chiemsees
Abstract. Die bisherigen Vorstellungen von der Grenze zwischen Inn- und Chiemseegletscher bringen beträchtliche Widersprüche mit sich. Im Gebiet westlich von Seeon durchdringen sich NW—SE-gerichtete Moränenwälle, die dem Inngletscher zuzuordnen sind, mit SW—NE-streichenden Strukturen, die auf den Tiroler Achengletscher (entspricht weitgehend dem bis jetzt als Chiemseegletscher bezeichneten Gletscher) zurückgehen. Die einfachste Erklärung dafür besteht darin, eine Überlagerung von Inn- und Achengletscher anzunehmen. Dieses Modell erklärt auch eine Reihe von weiteren bisher schwer verständlichen geomorphologischen Erscheinungen. Bedingt durch die unterschiedlichen Verhältnisse in den Nährgebieten, ist der Achengletscher früher vorgestoßen, und war bereits im Rückzug begriffen, als der Inngletscher seine größte Ausdehnung erreichte. Strukturen des Seebodenreliefs des Chiemsees lassen sich gut als Endmoränen des Inngletschers deuten. Der Inngletscher hat zur Zeit seiner maximalen Ausdehnung einen großen Teil der Fläche des heutigen Chiemsees bedeckt. Deshalb sollte ihm nicht mehr ein „Chiemseegletscher", sondern der Achengletscher gegenübergestellt werden.