Hinweise auf eine Vergletscherung des Kemptener Beckens (Südwest-Bayern) im Mittleren Würm
Abstract. In den glazial übertieften Becken des würmzeitlichen Illergletschers wurden Untersuchungen zur Lagerung (Bohr- und Aufschlussdaten) und zur Chronologie (Lumineszenzdatierungen) limnischer Sedimente durchgeführt. Die Ergebnisse belegen drei getrennte Phasen mit einer Akkumulation von feinkörnigen lakustrinen Beckensedimenten im Bereich des Kemptener Beckens, die dem späten Hochglazial (Marines Isotopen-Stadium 2), dem Mittleren Würm (MIS 3) und dem Präwürm zugeordnet werden. Die Sedimentabfolgen dokumentieren mit ihrem typischen Profilaufbau (Tillkomplex an der Basis; Bänderschluffe mit dropstones; Bänderschluffe), dass im Bereich des Kemptener Beckens in den drei genannten Zeitbereichen jeweils eine Vergletscherung mit Eiszerfall und abschließender Seephase nachzuweisen ist. Die mittelwürmzeitlichen Sedimentabfolgen sind stratigraphisch von besonderer Bedeutung, da sie auf eine Vergletscherung des Kemptener Beckens hinweisen, die unter Berücksichtigung regionaler und überregionaler Klimaarchive dem MIS 4 zugeordnet wird. Entsprechende Eisrandlagen konnten bisher an der Reliefoberfläche nicht eindeutig nachgewiesen werden, da sie mit dem Eisvorstoß zum Würmhochstand (MIS 2) vermutlich überfahren und verschliffen wurden.