Paudorf locus typicus (Lower Austria) revisited: The potential of the classic loess outcrop for Middle to Late Pleistocene landscape reconstructions
Abstract. Die über 12 m mächtige Löss-Paläoboden-Sequenz in Paudorf (Niederösterreich), ist seit Jahrzehnten bekannt als locus typicus für die „Paudorfer Bodenbildung“. Dieser 1 m mächtige Pedokomplex im obersten Profilabschnitt entwickelte sich eem- bis frühwürmzeitlich. Das differenzierte Lösssediment im Liegenden, mit einem über 2 m mächtigen Pedokomplex im basalen Bereich, stellt ein außergewöhnliches Archiv mittelpleistozäner Landschaftsentwicklung dar. Die paläopedologischen und sedimentologischen Untersuchungen sowie erste mikromorphologische Analysen widmen sich erstmals der Gesamtabfolge und den Prozessen, die zu ihrer Entstehung beitrugen. Farb- und Karbonatanalysen in hoher Auflösung sowie detaillierte Korngrößenanalysen dienen dabei als hilfreiche Datenbasis.
Die Untersuchungen zeigen zum einen, dass die Lösssedimente einer komplexen Genese unter periglazialen Bedingungen unterlagen. Neben äolischer Akkumulation spielten (zumeist solifluidale) Umlagerungsprozesse unter Einmischung von lokalem Material ebenso wie in situ Prozesse eine Rolle. Morphodynamisch stabile Phasen sind insbesondere in den beiden Pedokomplexen nachweisbar. In Bereichen, in denen Datierungen vorliegen, können Entwicklungsphasen mit jenen anderer Sequenzen korreliert werden und als klimatische Signale interpretiert werden. Die „Paudorfer Bodenbildung“ ist vermutlich eine frühglaziale Humuszone (MIS 5c[–a?]), die sich in einer solifluidal umgelagerten (MIS 5d) eemzeitliche Braunerde (MIS 5e) gebildet hat. Im Lösssediment konnten Nassböden nachgewiesen werden, wie sie typisch für spätrisszeitliche (MIS 6) Sequenzen sind. Der untere Pedokomplex wurde offenbar über mehrere Warmphasen verschiedener Intensitäten hinweg gebildet und wiederholt von Umlagerungsprozessen und äolischer Sedimentation während Kaltphasen unterbrochen.